Die GOLD-Stadien der COPD: Symptome und Therapie

Was bedeuten die GOLD-Stadien I bis IV und welche Therapien wirken auf welcher Stufe? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Stufen der COPD.

7 Min. Lesezeit
Hand hält ein Papiermodell der Lunge

Was sind die COPD GOLD-Stadien?

Der Begriff „GOLD” steht für die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease, die 2001 ins Leben gerufen wurde. Das Ziel der Initiative: Weltweit eine einheitliche Grundlage zu schaffen, nach der COPD-Patient:innen diagnostiziert und behandelt werden können.1 Die GOLD-Stadien beschreiben verschiedene Schweregrade, die im Laufe der Jahre immer wieder durch die GOLD angepasst wurden. Die aktuelle Klassifizierung besteht seit 2023. Seitdem werden die vier GOLD-Stadien, GOLD I-IV, durch die drei Buchstaben A, B und E genauer differenziert.2

Was genau bedeutet die Unterteilung in COPD Stadien?

Die Einteilung in die GOLD-Stadien I, II, III und IV beruht auf der Messung der Lungenfunktion, insbesondere auf dem Ergebnis der Einsekundenkapazität (FEV1, englisch für Forced Expiratory Pressure in 1 Second). Die FEV1 zeigt an, welches Volumen an Luft innerhalb einer Sekunde von einem Menschen mit maximaler Kraft ausgeatmet werden kann.

Die Buchstaben A, B und E berücksichtigen, wie häufig im Jahr bei Patient:innen Exazerbationen, also plötzliche und deutliche Verschlechterungen der COPD, auftreten. Außerdem drücken sie den Grad der Beeinträchtigung aus, die Patient:innen durch ihre Symptome im Alltag erleben.3 Ärzt:innen orientieren sich für die Einstufung in die Gruppen A, B und E an der Häufigkeit von Exazerbationen und an Punktzahlen, die sich aus medizinisch bewährten Fragebögen, wie dem mMRC (Atemnot-Fragebogen) und dem CAT (COPD-Assessment-Test) ergeben.4 Darin wird zum Beispiel gefragt, wie oft Patient:innen husten, bei welcher Belastung sie Atemnot verspüren und wie sie sich in ihrem Leben durch ihre COPD eingeschränkt fühlen.

Patientengruppe Häufigkeit von Exazerbationen  Symptome
A Gering (0 – 1 Exazerbation im Jahr)
  • Wenig Symptome
  • Punktzahl:
  • CAT < 10
  • mMRC = 0-1
B Gering (0 – 1 Exazerbation im Jahr)
  • Vermehrt Symptome
  • Punktzahl:
  • CAT ≥ 10
  • mMRC ≥ 2
E Hoch (≥ 2 Exazerbationen im Jahr oder mind. 1 Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Exazerbation)

Je nach Krankheitsverlauf und Symptomschwere werden Patient:innen mit der Zeit in unterschiedliche Gruppen und höhere GOLD-Stadien eingestuft.

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Die Lungenfunktionsuntersuchung und das Peak-Flow-Meter

Die Lungenfunktion ist ausschlaggebend für das GOLD-Stadium. Ganz entscheidend ist, dass Patient:innen während der Untersuchung gut mitmachen. Sonst können die Ergebnisse nur eingeschränkt bewertet werden, was die Entscheidung der Ärzt:innen bezüglich der Therapie beeinflussen kann. Im Verlauf der Untersuchung werden Patient:innen unter anderem dazu aufgefordert, tief einzuatmen, kurz die Luft anzuhalten und dann mit aller Kraft auszuatmen.

Wichtige COPD-Werte sind:

  • Vitalkapazität (VC): Wie viele Liter Luft können nach maximaler Einatmung wieder ausgeatmet werden?
  • Einsekundenkapazität (FEV1): Wie viele Liter können innerhalb einer Sekunde nach maximaler Einatmung ausgeatmet werden?

Der sogenannte Tiffeneau-Index berechnet sich aus der Einsekundenkapazität (FEV1) geteilt durch die Vitalkapazität (VC). Er beschreibt, wie viel Prozent der maximalen Ausatemluft bereits in der ersten Sekunde ausgeatmet werden können. Dieser Wert gibt die FEV1 in Prozent der VC an und zeigt zuverlässig, wie ausgeprägt die Verengung der Atemwege durch die COPD ist.7

Bei der Diagnose kommt der Tiffeneau-Index ebenfalls zum Einsatz: Wenn Patient:innen von Symptomen berichten, die zu einer COPD passen können, dann ist ein Tiffeneau-Index unter 70% ein entscheidender Hinweis auf das Vorliegen einer COPD. Ärzt:innen würden in dem Fall eine gezielte Diagnostik einleiten, um andere Krankheitsbilder auszuschließen.

Hat ein Patient trotz erster COPD-Symptome, wie chronischem Husten und Auswurf, die Einsekundenkapazität eines gesunden Menschen (zum Beispiel über 80%), wird er in GOLD I eingestuft und hat damit eine COPD leichten Grades. Die weiteren Abstufungen funktionieren wie folgt:

COPD-Stadium FEV1/VC (Sollwert = 100 %) Symptome
COPD GOLD-Stadium I (leicht) Größer oder gleich 80% Möglicherweise chronischer Husten mit Auswurf, vermehrte Produktion von Sekret, Kurzatmigkeit
COPD GOLD-Stadium II (mittelgradig) Zwischen 50% und 80% Chronischer Husten mit Auswurf, Atemnot bei moderater und starker Belastung, vor allem beim Sport
COPD GOLD-Stadium III (schwer) Zwischen 30% und 49% Chronischer Husten mit Auswurf, Atemnot bei leichter Belastung
COPD GOLD-Stadium IV (sehr schwer) Unter 30% Chronischer Husten mit Auswurf, Atemnot bereits bei alltäglichen Tätigkeiten
Einteilung von Patient:innen in GOLD-Stadien anhand der Einsekundenkapazität (FEV1) und der auftretenden Symptome.8,9

Einfache Lungenfunktionstests können auch mit sogenannten Peak-Flow-Metern zu Hause durchgeführt werden. Diese Geräte messen die maximale Strömungsgeschwindigkeit bei der forcierten Ausatmung; also wie schnell die Luft maximal ausgeatmet werden kann.

Der Peak-Flow liefert einen Hinweis zur Überwachung des Krankheitsverlaufs. Wer ein Peak-Flow-Meter besitzt, sollte es möglichst täglich anwenden. So kann eine Veränderung oder Verschlechterung der COPD schon früh bemerkt werden.10

Wie verändert sich die Therapie auf welcher Stufe?

Wie eine COPD behandelt wird, ist von Patient:in zu Patient:in verschieden und hängt auch von der Symptomschwere (den Buchstaben A, B und E) ab.11 

Patient:innen der Gruppe A reicht in der Regel ein bronchienerweiterndes Spray. Es gibt lang- und kurzwirksame Sprays. Häufig werden keine weiteren Medikamente benötigt und Patient:innen können ergänzend auf nichtmedikamentöse Therapien zurückgreifen.

Patient:innen der Gruppe B bekommen in der Regel eine Kombination aus einem kurzwirksamen und langwirksamen Spray, die die Bronchien erweitern. Oft erhalten sie eine Kombination von zwei Wirkstoffen als Kombipräparat, also eine Kombination zweier Wirkstoffe in nur einem Spray.

In der Gruppe E – also bei Patient:innen mit häufigen Exazerbationen – werden immer mehrere Wirkstoffe eingesetzt. Diese sind ebenfalls in einem Spray als Kombination verfügbar und können zwei oder drei Wirkstoffe enthalten.

Unabhängig vom Wirkstoff entfalten Inhalatoren ihre optimale Wirkung nur bei korrekter Anwendung. Deshalb sollten Patient:innen unbedingt einen Termin beim Lungenfacharzt oder bei der Lungenfachärztin machen, um die Anwendung zu erlernen.

Die Atemwegsliga e.V. stellt hier Anleitungsvideos zur Verfügung, um Patient:innen dabei zu unterstützen, ihre Sprays richtig anzuwenden.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei COPD?

Abhängig von den GOLD-Stadien entwickelt sich auch die Lebenserwartung. Dabei ist eines klar: Eine gezielte medikamentöse Therapie sowie ein gesunder, aktiver Lebensstil können den Verlauf der COPD positiv beeinflussen und die Lebenserwartung verlängern.

Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die allgemeine Lebenserwartung in Deutschland, etwas über 83 Jahre bei Frauen und 78 Jahre bei Männern, durch eine COPD im Schnitt um fünf bis sieben Jahre verringert wird.12,13

Der Verlust an Lungenfunktion wirkt sich mit der Zeit negativ auf den Verlauf und die Lebenserwartung aus. Wie schnell die Funktion abnimmt, hängt aber maßgeblich von den Gewohnheiten der Patient:innen ab. Sogar in einer fortgeschrittenen Stufe können Patient:innen durch Anpassungen ihres Lebensstils auch einen Teil ihrer Lebensqualität erhalten.

Wie wirkungsvoll sind Therapien ohne Medikamente?

Die nichtmedikamentöse Therapie ist ein wesentlicher Aspekt der Behandlung von COPD. Die effizienteste und damit wichtigste Maßnahme, um der chronischen Erkrankung entgegenzuwirken, ist die Rauchentwöhnung. Rauchen führt maßgeblich zu einem Verlust der Lungenfunktion. Durch den Rauchstopp können die typischen COPD-Symptome, wie Husten, Atemnot und Auswurf stark abnehmen, und auch die Lebensqualität verbessert werden – und zwar für alle GOLD-Stadien.14

Zu den nichtmedikamentösen Therapien gehören körperliche Aktivität, die Vorbeugung von Exazerbationen, zum Beispiel durch regelmäßige Grippeimpfungen sowie digitale Angebote, wie Kaia COPD. Kaia COPD steht gesetzlich Versicherten kostenfrei auf Rezept zur Verfügung und bringt Atemübungen, Bewegung und Wissen auf Smartphone und Tablet. Hier finden sich alle Informationen rund um Kaias digitale Therapie.

Atemgymnastik als unterstützende Maßnahme

Atemgymnastik und Atemübungen können gezielt dazu eingesetzt werden, Atemnot zu lindern. Dazu gehören zum Beispiel der Kutschersitz, die Lippenbremse oder auch die Zwerchfellatmung. Solche Atemübungen werden in Deutschland oft in der Reha, der Atemphysiotherapie oder auch im Lungensport vermittelt und können gut gegen Beschwerden durch Atemnot helfen – also Patient:innen aller Stadien bei der Besserung ihrer häufigsten Beschwerden unterstützen.

Atemübungen haben aber noch andere positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf. Sie werden unter anderem eingesetzt, um:

  • die Atemmuskeln zu entlasten oder zu stärken,
  • das Abhusten zu erleichtern,
  • die Beweglichkeit des Brustkorbs zu erhöhen und
  • den Gasaustausch in der Lunge zu verbessern.15 

Auch moderne Methoden wie computergestützte Atem-Feedback-Geräte oder sogar alternative Methoden wie Didgeridoo-Spielen oder spezifische COPD-Sing-Übungen können Bestandteil der Therapie sein.16, 17

Unabhängig vom GOLD-Stadium der COPD ist klar, dass regelmäßige Atemübungen und Bewegungstraining den allermeisten Patient:innen helfen, Symptome zu lindern und ihre Belastbarkeit zu erhalten oder sogar zu verbessern. Insofern geben die GOLD-Stadien zwar eine wichtige Orientierung innerhalb der COPD-Diagnose, sie entscheiden jedoch nicht darüber, wie sich die Patient:innen mit ihrer COPD im Alltag fühlen. Unabhängig von ihrer Stufe haben alle Menschen mit COPD jederzeit die Möglichkeit, aktiv zu werden und eigenständig etwas zur Linderung ihrer Symptome beizutragen.

Wichtiger Hinweis:Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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